Rautheimer-Dialog wirft ein Schlaglicht auf die Kinderbetreuung (nicht nur) in Braunschweig

Bild: Cornelia Winter

Der SPD-Ortsverein Rautheim lud am Dienstag den 22.8.2023 zu einem Dialog zu den Themen Kinderbetreuung, Jugend, Bildung, Gesundheit und Soziales ein. Annette Schütze, Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses der Stadt Braunschweig, sowie Braunschweigs neue Sozialdezernentin Dr. Christina Rentzsch diskutierten intensiv mit rund 30 Teilnehmer*innen aktuelle Fragen zu diesen Themen. Die Moderation übernahm der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Dietmar Schilff.

 

Im Zentrum der engagiert und teils auch emotional geführten Diskussionsrunde stand die Situation in der Kinderbetreuung. Eltern und Fachkräfte kamen zu Wort um die Möglichkeit zum Austausch mit den Politikerinnen zu nutzen. Aspekte wie die Sicherung von Förderbedarfen und die Umsetzung von Inklusion in Kindertagesstätten wurden ebenso angesprochen wie der grundsätzliche Bedarf an Betreuungsplätzen und Betreuungszeiten.

„Der Bedarf ist leider aufgrund des Fachkräftemangels zeitweise größer als das Betreuungsangebot. Das ist eine unbefriedigende Situation für alle Seiten: für die Familien, die Kindertagesstätten und die Stadt Braunschweig“, stellt Annette Schütze fest. „Aufgabe des Landes ist es, Spielräume zu nutzen und Regelungen anzupassen, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Dabei darf die Qualität nicht leiden, denn Kindertagesstätten sind Bildungseinrichtungen. Hier werden die Voraussetzungen geschaffen, damit jedes Kind eine Chance auf eine gute Bildung erhält“, betont Schütze. „Auf Grund des branchen- und länderübergreifenden Fachkräftemangels stehen wir vor großen Herausforderungen. Letztlich schlägt hier auch der demographische Wandel zu, da immer weniger Arbeitskräfte immer mehr Aufgaben übernehmen müssen. Eine gute Betreuung der Kinder ist zudem auch unter dem Aspekt der Gleichstellungspolitik wichtig. Insbesondere Frauen übernehmen immer noch einen Großteil der Care-Arbeit. Für sie ist eine verlässliche Kinderbetreuung essentiell um berufstätig sein zu können. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, planen wir in Braunschweig eine Task Force einzurichten, um gemeinsam mit Elternvertreter*innen, Praktiker*innen, Trägern von Kindertagesstätten, der Verwaltung und der Politik Vergabekriterien zu entwickeln und Transparenz bei der Verteilung von Betreuungszeiten herzustellen, wenn Fachkräfte fehlen“, kündigt Schütze an.

Dr. Christina Rentzsch bekräftigte in ihrem Statement: “Unser Ziel ist es, eine für alle Familienstrukturen auskömmliche Betreuung sicher zu stellen. Die Stadt Braunschweig betreibt 33 städtische Kitas, hinzu kommen zahlreiche weitere Einrichtungen in freier Trägerschaft. Unser erklärtes und erreichbares Ziel ist es, dass Eltern sich auf eine Betreuung von sechs Stunde am Tag sicher verlassen können. Darüber hinaus sind Kindertagesstätten aber vor allem Bildungseinrichtungen, die den Grundstein für einen gelingenden Bildungsweg legen. Die Qualität der Betreuung darf deshalb nicht aus dem Blick gelassen werden. Und zu guter Letzt sollen sich Kinder natürlich in einer Kita aufgehoben und sicher fühlen und auch möglichst nicht zwischen mehreren Einrichtungen wechseln müssen, weil die Betreuung nicht gewährleistet werden kann.“

Dietmar Schilff, der neben seinem Engagement in der SPD auf jahrzehntelange gewerkschaftspolitische Erfahrungen zurückblickt, betont: „Wir müssen aufpassen, dass Versuche unterschiedliche Gruppen gegeneinander auszuspielen nicht verfangen. Bei Themen wie Kinderbetreuung oder auch Pflege sitzen wir alle in einem Boot. Bildung ist dabei einer der wichtigsten Hebel um die Demokratie zu stärken. Je früher wir damit beginnen desto besser. Chancengleichheit ist ein Grundpfeiler unseres sozialdemokratischen Denkens. Vor dem Hintergrund des kürzlich veröffentlichten Armutsberichts ist es gerade jetzt unabdingbar in Bildung zu investieren. Gleichzeitig müssen wir das Ehrenamt, dass das Rückgrat unserer demokratischen Gemeinschaft bildet, stärken, um gesellschaftlichen Spaltungen entgegenzuwirken.“